Ein weißer Briefumschlag

Meine Frau, zu der Zeit noch zu Hause, und ich, Student und BAföG-Empfänger, hatten nie besonders viel Geld auf dem Konto. So auch an dem Tag als uns ein Brief erreichte. Der Inhalt: Ein Überweisungsformular mit einem Betrag von etwas über 1200 DM, in zwei Wochen zu zahlen.

Um es kurz zu erläutern: Das war keine Bestell-Rechnung, die wir vergaßen, sondern Gerichtskosten. Meine Frau, damals noch meine Verlobte, hatte mit ihrem Abitur eine große Ungerechtigkeit erfahren müssen, mit der sie dann sogar vor das Gericht ging. Da ihr GOTT aber klarmachen machen wollte, sie solle auf keinen Fall studieren und sie anfangs sehr stur auf ihrem Wunsch beharrte, mußte der HERR radikaler eingreifen. Sie sollte also nicht einmal ein Abitur haben, was ja die Vorraussetzung für ein Studium ist. Auch der Prozeß ging zu unseren Ungunsten aus. Jetzt hat sie, neben der Einsicht von Gottes Willen, auch erkannt, es ist gar nicht so gut vor das Gericht zu gehen und sich dort, um Dinge zu streiten. Ich denke, GOTT hat auch andere Wege bereit und JESUS schafft doch den Ausgleich und späteren Lohn.

So kam nun dieser unverhoffte Brief. Meine Frau wollte am liebsten alle Hebel in Bewegung setzen, Leute anrufen und fragen, ob sie uns etwas Geld borgen könnten. Irgendwie hatte ich aber Ruhe im Herzen über der Sache und konnte ihr sagen, daß ich mich um die Sache kümmern werde und sie nichts tun, sich keine Gedanken und Sorgen machen, sondern einfach nur beten solle.
Das war mein Gedanke: Jetzt können wir GOTT doch mal live erleben. Wir müssen IHM nur vertrauen.
Eine Aktion startete ich dennoch, die im nachhinein wirklich überflüßig war. Wir hatten noch ein anderes Konto, von dem wir fast alles, also 100 DM, auf unser Hauptkonto überwiesen. Ich hatte danach aber das innere Denken, nichts tun zu müssen, als nur auf Gott zu warten. Das muß natürlich nicht immer so sein. Gehe ins Gebet und frage IHN, ob Du warten oder handeln sollst.

Wir erzählten unser derzeitiges Problem einigen wenigen, aber nicht mit der Bitte um Hilfe, sondern mehr zum Zeugnis, daß wir Gott vertrauen wollen. So geschah es noch in der ersten Woche, als ich einen Kontoauszug holte und da meine Schwiegeroma 500 DM überwiesen hatte. Obwohl sie uns sowieso jeden Monat 200 DM schenkte. So waren wir dem zu zahlenden Betrag ein beträchtliches Stück näher gekommen. Es sollte aber noch weitergehen. An demselben Tag hatte ich früh von der Post eine Nachnahmesendung entgegengenommen. Da die Frau aber nicht wechseln konnte, versprach sie die Mark am nächsten Tag in einem Umschlag in unseren Briefkasten zu stecken. Mit diesem Wissen machte ich mit meiner Frau und ihrer Freundin einen Spaß - Wir werden morgen einen Umschlag mit Geld im Briefkasten finden! - Als sie etwas verwundert schauten, klärte ich sie auf.

Am nächsten Tag entleerte ich den Briefkasten und fand wie erwartet einen weißen Umschlag von der Postfrau. Oder doch nicht? Als ich ihn in den Händen hielt, tastete ich nach dem Markstück vergebens. Mir kam schon mancher Gedanke auf, wollte aber mit meiner Frau zusammen nach dem Inhalt schauen, der dann als ich ihn in der Hand hielt, sich als viele Scheine entpuppte, die dann insgesamt 600 DM ergaben. Ein Brief ohne Anschrift, ohne Absender. HERR, danke für die DEINE Güte, mit der DU uns täglich versorgst.
Der Brief von der Postfrau war dann einen Tag später dabei.


Zur Hauptseite